5. Internationaler Hafenarbeitererfahrungsaustausch in Hamburg!

Presseerklärung des 5. Internationalen Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch am 25./26 Oktober in Hamburg

VertalingPersbericht5de IHC (Die Presseerklärung in Niederländisch)

Für eine neue Organisiertheit an den Kaianlagen – International!
Im Herzen des Hamburger Hafens, dem Hafenmuseum „Schuppen 50A”, begann pünktlich um 13 Uhr der Empfang für den 5. Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch.

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Um dann, mit einer sehr informativen Hafenrundfahrt zu verschiedenen Kaianlagen im Hafen zu starten. Die Koordinierungsgruppe konnte Hafenarbeiter, Aktivisten und Freunde / Familienangehörige der Hafenarbeiter aus Rotterdam und Delfzijl/Eemshaven (Niederlande) sowie Bremerhaven, Lübeck, Hamburg, Rostock und Duisburg/Dormagen, begrüßen. An den verschiedenen Aktivitäten des Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch nahmen über 40 Kolleginnen und Kollegen, an den Beratungen zwischen 25 und 30, teil. Grußworte gab es vom Hamburger Hafenbetriebsrat und DGB Vorsitzenden Harburg Detlef Baade und Terje Samuelsen, 2. Vorsitzender des norwegischen Transportarbeiterverbands. Terje Samuelsen drückte den Wunsch nach Solidarität mit dem Kampf der Hafenarbeiter in Risavika, Tromsø und Mosjøen aus. Am Samstag Abend gab es ein tolles Kulturfest mit einem mitreißenden Programm im Bürgerhaus Eidelstedt. Unser Dank gilt all denen, die den Erfahrungsaustausch durch Übersetzungen, mit Übernachtungsmöglichkeiten, der Verpflegung erst möglich gemacht haben.
Alle Berichte ebenso wie die anschließende lebendige Aussprache zeichneten ein differenziertes und lebendiges Bild über Leben, Arbeit und Kampf der Hafenarbeiter:

  • In den letzten Jahren gab es eine ungeheure Steigerung der Produktivität und der Flexibilisierung der Arbeitszeiten. So können in Zukunft beim neuen APM-Terminal auf Maasvlakte 2 (neuer Containerhafen in Rotterdam) drei Containerbrücken per Joystick aus dem Büro von einem Kollegen ferngesteuert werden. Arbeitszeiten sollen sich mehr und mehr nach den Schiffsankunftszeiten richten.
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  • Mit der Schaffung von kapitalistischen Überkapazitäten (u.a. Seehafen Wilhelmshaven, Ausbau Rotterdam …) wird die Konkurrenz zwischen den Hafenkapitalisten, Reedereien und den imperialistischen Ländern selbst angeheizt. In diesem Windschatten sollen vor allem politische Rechte und Freiheiten und das Streik- wie Koalitionsrecht immer wieder beschränkt werden. Es gibt immer mehr Hafenarbeiter, die ohne Kontrakte / Tarifverträge sind (u.a. Lübeck) und / oder auf „gewerkschaftsfreien“ Kaianlagen arbeiten sollen. Dies ist mit ein erklärtes Anliegen von Port Packe III in Europa durch die EU und in den Geheimverhandlungen über die Freihandelsabkommen TTIP etc.. Weil die Europäische Kommission jetzt ihre Pfeile auf die Organisation der Hafenarbeit in Spanien und Belgien richtet, ist Solidarität gefragt. Wir müssen die Kollegen in den verschiedenen Häfen darüber informieren und dafür mobilisieren.
  • Die Hafenarbeiter sind eine Macht! Auf Grundlage des hoch organisierten und empfindlichen globalen Logistikverbunds haben Kampfmaßnahmen schnell durchschlagende Wirkung. So konnte ein gut organisierter, selbständiger Bummelstreik in Rotterdam gegen den Terminalbetreiber APM Terminals einen Tarifvertrag für Maasvlakte 2 durchsetzen. Die nach Antwerpen umgeleiteten großen Schiffe hatten dort einen logistischen Chaos verursacht. Nach 2 Wochen gab Maersk auf.
  • Die Notwendigkeit einer neuen Organisiertheit der Hafenarbeiter wurde deutlich. Die Gewerkschaften werden als Kampforganisationen gebraucht. Die von den Hafenkapitalisten vorangetriebene Zersplitterung erfordert aber auch neue Organisationsformen, wie Kollegenzeitungen „De Volle Lading“ / Rotterdam und „Docker zeigen klare Kante“ / Deutschland. Dafür brauchen die Hafenarbeiter eine „neue“ Denkweise um mit der Einflüsse der reformistischen Klassenzusammenarbeitspolitik und der Zersetzung ihres Selbstbewusstseins fertig zu werden.
  • Es ergeben sich neue Anforderungen an das Klassenbewusstsein, die durch den Umschlag in eine Umweltkatastrophe bestimmt sind. Schädigung von Mensch und Natur durch giftige Abgase der Schiffsmotoren, Atomtransporte, Flussvertiefungen usw. stellen die Einheit von Mensch und Natur in Frage.

Einig war man sich am Schluss, dass die Kontakte und Strukturen des Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch stärker genutzt werden müssen, um die praktische Solidarität zu organisieren, Delegationen zu Brennpunkten des Kampfs zu schicken und sich gegenseitig zu informieren. Für den weiteren Zusammenschluss der Hafenarbeiter sind revolutionäre Kräfte wie Rode Morgen und MLPD unverzichtbar. Ihre Mitgliedschaft in der ICOR soll genutzt werden, um internationale Verbindungen zu schafften bzw. zu festigen, wie z.B. zu den tunesischen Hafenarbeitern. Ein großer Teil des Hafenumschlags sind Massengüter, darunter auch Kohle, was die Zusammenarbeit mit den Bergarbeitern nahe legt. Basis des Hafenarbeiter-Erfahrungsaustausch bleibt aber die organisierte Arbeit in jedem Hafen.
Es wurden Solidaritätserklärungen beschlossen mit dem Streik der Kollegen der GDL und  Piloten der Vereinigung Cockpit in Deutschland, mit den Streiks der Hafenarbeiter in Jordanien und Costa Rica sowie  mit dem kurdischen Freiheitskampf / Kobane.

Koordinierungsgruppe Internationaler Hafenarbeitererfahrungsaustausch, Rotterdam/Hamburg, 31.10.14